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221400

(1996) Leben als Bedürfen, Heidelberg, Physica.

Ethos phänomenologischer Grenzerfahrung

Rolf Kühn

pp. 39-47

Wenn damit die Zeit als Begründung für eine Ethik ausgeklammert ist, worin das originäre Sagen als alter-native "Spur" durch das Gesagte bloß immer wieder hindurchbricht, ohne eingeholt werden zu können, weil das Gesagte sich dis kursiv-immanent verfestigt, ohne selbst die lebendige Immanenz des Ursprungs zu sein, muß jetzt in einem weiteren Schritt gefragt werden, ob das Ethos des Lebens nicht zuallererst das "Ethische" der Philosophie selbst ausmacht, anstatt in der Ethik unbefragt eine sofortige Gesetzgebung für die Welt und das Mitsein zu sehen. Die Autoreferentialität der Lebensphänomenologie impliziert eine "Philosophie an der Grenze" in dem Sinne, daß die Maieutik dieser Philosophie versucht, sich im "Augenblick" ihrer ständigen Geburt im Leben zu halten, ohne daß das philosophische Denken dabei selbst sein "Leben" verliert, das heißt nach Kant in die "Schwärmerei"17 verfällt. Wenn Philosophie solcher Schritt an die Grenze ist, ohne die Grenze zu überschreiten, um darin ihre Grenze zu ziehen, dann ist zumal die Phänomenologie solche Grenzbeschreitung, da sie von der Epoché "lebt", worin die "Selbstgegebenheit" letzte anvisierte Realität ist, das heißt: Freude/Erleiden als Wesen des Lebens ohne repräsentierend denkbare Dif-ferenzierung läßt Bezug oder Bindung so zum Ursprung allen Erscheinens werden, daß "transzendentale Geburt" das Gesetz dieses Übergangs ist, welcher kein "Sterben" kennt, da die Dichotomie Leben/Sterben sich phänomenologisch-sichtbar nur da vollzieht, wo "Welt" ist.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-642-61208-4_3

Full citation:

Kühn, R. (1996). Ethos phänomenologischer Grenzerfahrung, in Leben als Bedürfen, Heidelberg, Physica, pp. 39-47.

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