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221400

(1996) Leben als Bedürfen, Heidelberg, Physica.

Wirtschaftskultur oder Lebenskultur?

Rolf Kühn

pp. 185-212

Wenn der Produktionsprozeß immer mehr Menschen entläßt und die weiteren notwendigen Stunden lebendiger Arbeit noch mehr reduziert werden, dann ist das daraus entstehende neue kulturelle Problem nicht ausreichend mit dem Begriff "Freizeit" aufgezeigt, so als käme es nur auf eine andere Verrechnung von "Zeit" an. Vielmehr stoßen wir einerseits auf die "Freisetzung" von Potentialitäten der Individuen, die nicht mehr von der bisherigen ontologischen wie geschichtlichen Verknüpfung Leben/Arbeit absorbiert und gelenkt werden. Auf der anderen Seite stehen kulturell keine glaubwürdigen Sinn-Allgemeinheiten, Weltanschauungen und Geschichtsziele mehr bereit, die dem Einzelnen noch verbindlich und überzeugend sagen würden, in welche Richtung er seine Kräfte zu investieren habe. Natürlich wird dieses Vakuum nicht verhindern, daß radikale Gruppenideologien gerade in dieser Zeit wieder geboren werden, um diese Aufgabe den Einzelnen abzunehmen, wie etwa bei uns der Neo-Nazismus (als eine Spielart des "Fundamentalismus"), wobei aber überhaupt über eine Möglichkeit der "Rückkehr" des Faschismus zu reflektieren wäre, dessen Gefahr keineswegs gebannt ist.

Publication details

DOI: 10.1007/978-3-642-61208-4_14

Full citation:

Kühn, R. (1996). Wirtschaftskultur oder Lebenskultur?, in Leben als Bedürfen, Heidelberg, Physica, pp. 185-212.

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